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[Rezension] Tim Binding: Cliffhanger

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  • Originaltitel: Cliffhanger, 2008
  • Serie: Cliffhanger #1
  • Bewertung: 4 von 5 Sternen

Cliffhanger ist eines jener Bücher, das schon ewig lange auf meiner Wunschliste stand. Irgendwann wurde es ertauscht – und lag auf dem SuB. Letzte Woche, in meiner ich-sortiere-meine-SuB-aus-Phase fiel mir dann auch dieses Buch in die Hand.

Hm, mal kurz anlesen und dann mal gucken, ob ich es noch lese oder aussortiere, dachte ich noch. Und dann las ich die ersten Sätze in dem Buch:

Es klang ganz einfach. “Audrey”, sagte ich. “Audrey, wie wär’s, wenn wir ein bisschen rausgehen, einen Spaziergang machen?” “Bei dem Wetter?” “Uns ein bisschen den Kopf durchpusten lassen”, sagte ich, während ich mir die Schuhe anzog, und sie zuckte die Achseln und sagte: “Wieso nicht?” Weil ich dich von der Scheißklippe stoßen werden, Audrey, deshalb nicht. (S. 5)

Al Greenwood ist um die fünfzig, verheiratet, Besitzer von zwei Karpfen und Taxifahrer. Seine Tochter lebt in Australien. Und so machen er und seine Frau sich mit Streitigkeiten das Leben schwer. Eines Tages beschließt er – sie muss weg. Und es soll wie ein Unfall aussehen. Zum Glück leben die beiden in einem Haus an der Südküste Englands und der Klippenpfad ist ganz nah. Nach einem Streit nutzt er die Gelegenheit, schleicht seiner Frau hinterher und schubst sie runter.

Doch als er fröhlich nach der ruchlosen Tat sein Haus betritt, erlebt er den Schock des Lebens. Denn da räkelt sich seine Angertaute in höchst verführischer Pose auf der Couch. Wen hat er da bloß die Klippe runtergestoßen? Und weiß seine Frau, was er mit ihr tun wollte?

Das ganze kingt wie ein Thriller, ist es aber nicht. Sondern eine rabenschwarze Komödie. Al taumelt tolpatschig von einer skurillen Situation in die nächste. Eine junge Frau ist verschwunden, die möglicherweise seine Tochter ist – hat er aus Versehen seine eigene Tochter die Klippen heruntergestoßen? Er versucht, mögliche Zeugen zu beseitigen – klappt auch nicht.
Zum Glück für ihn ist der Kommissar, der das Verbrechen untersuchen soll, mehr an den Karpfen von Al interessiert als am eigentlichen Verbrechen.

Die Beziehung von Audrey und Al erlebt sogar einen zweiten Frühling. Die Charaktere sind allesamt wunderbar überzeichnet. Allen voran Mrs. Schnüffelnase, die ältere Nachbarin, die ständig beknifft ist. Oder seine anderen Nachbarn, Kim und Gaynor, die das Haus nicht verlassen kann – oder doch? Ehrlich, bei der Spazierengehen-Szene habe ich Tränen gelacht, so aberwitzig war das ganze. Al, der sich selber als Pechvogel sieht, versucht den Mord, den er verübt hat, klein zumreden:

Ich meine, was hatte ich denn wirklich getan? Nur ein Stoß mit der Hand, mehr nicht. Ein einziger Stoß. Das ist nicht viel, so ein Stoß. Der Druck deiner Fingerspitzen auf einem anderen Menschen, für zwei Sekunden, vielleicht drei. So gut wie gar kein Kontakt. (S. 233)

Tim Binding gelingt es wunderbar, einen Bösewicht äußerst sympathisch darzustellen. Man hat wirklich Mitleid mit dem Mörder der unbekannten Frau. Eine Wendung jagt die nächste, alles wird immer absurder. Und es macht einen Riesenspass.

Fazit: Pechschwarzer britischer Humor vom Feinsten.



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